Stell Dir vor, Du bist im Sommer am Mittelmeer, an einem tollen Strand, mit vielleicht hundert anderen badehungrigen Menschen und keiner geht ins Wasser. Dann ist Medusen-Alarm angesagt. Oder weniger poetisch auf deutsch: Vorsicht Feuerquallen !!
Genau das erleben wir seit zwei Tagen am Cabo de Gata bei Almeria, einem der wenigen noch schönen, weil fast unverbauten Plätzen am Mittelmeer. Ein Naturpark mit vielen kleinen Stränden und Buchten, oft nur nach längerem Fussweg zu erreichen, Steilküsten und ein bergiges, wüstenähnliches Hinterland.
Gleich dahinter allerdings dann auf Quadratkilometern nix als hässliche Plastikgewächshäuser. Irgendwo müssen ja die Tomaten angebaut werden, die wir das ganze Jahr über kaufen können. Dass hier fast ausschließlich schwarzafrikanische Imigranten zu Hungerlöhnen arbeiten, die Wasserspeicher der ganzen Region auf kriminelle Art und Weise geleert und die Böden verseucht werden, ist ein anderes Thema.
Direkt an der Küste aber genau das, was wir als „Individualtouristen“ uns erträumen.
Ein paar kleine Dörfer, in den vergangenen 10/15 Jahren gewachsen. Wenige Hotels, viele Ferienwohnungen, kleinere Appartmenthäuser. Die Anfahrt ist immer noch ewas mühsam, kleine Strassen.
Aber kein Vergleich mit den 60er Jahren. Damals war Cabo de Gata eines der Armenhäuser Andalusiens.
Frank liest gerade die deutsche Übersetzung von Juan Goytisolos „Campo de Nijar“ , als e-book, eine beeindruckende Sozialreportage aus jener Zeit. Absolut lesenswert. Damals gab es weder Tourismus noch Strassen an die Küste.
Sergio Leone war einer der ersten, der diese wüstenähnliche Region für den Film entdeckte und viele seiner Spaghetti-Western hier drehte. Ua 1966 „Zwei glorreiche Halunken“ („The Good,the Bad and the Ugly“) mit Clint Eastwood und Lee van Cleef und der genialen Musik von Ennio Morricone. Und damit, auf lange Sicht gesehen, auch den Tourismus und damit den kleinen Wohlstand für die Region anschob.
Aber zurück zum Medusenalarm.
Die Quallen sind klein aber hundsgemein. Wer mit ihnen bem Schwimmen Kontakt bekam, zahlt mit roten Pusteln und Verbrennungssymptomen. Nicht wirklich gefährlich, aber schmerzhaft. Vor allem für kleine Kinder. Da hilft nur eine Salbe des Strand-Rettungsdienstes ( die sich auch hier gerne Baywatch nennen), viel Zuspruch von allen anderen Badegästen und viel Eis von Mama oder Papa.
Eigentlich sind die Medusen schön anzusehen. Sie haben einen auberginefarbenen Körper und transparente bis ebenfalls auberginefarbene Tentakeln. Ich habe heute jede Menge in Strandnähe schwimmen gesehen. Sahen sehr elegant aus. Aus unmittelbarer Nähe schienen sie mir weniger schön. Da schwammen sie in Plastik-Strandeimerchen. Kleine Jungs hatten sie mit Käschern aus dem Wasser gefischt. Ein lauter Wettbewerb, wer die meisten Medusen gekäscht hat. Die Illusion war, das Meer wieder badesicher zu machen. Eine Illusion.
Die durchtrainierten Mädels und Jungs des Baywatch jedenfalls hissten am Nachmittag eine gelbe Warnflagge mit drei Medusen.
Keiner kann nun sagen, er / sie habe von nix was gewusst.
Wie es weitergeht mit den Medusen, das weiß derzeit keiner. Aber alle haben ein neues Gesprächsthema und der Spekulationen gibt es viele.
Na – dann wünsch ich Euch doch wenigstens noch einen Medusen-freien Strandnachmittag in Cabo die Gata – damit Ihr dort nicht nur beim Duschen bleibt …
schöne Geschichte, Gabi!
(und warum heißen DIE s o ?)
Besos y abrazos! Ki
Hoffentlich könnt ihr das Meer noch mal genießen, ich warte schon sehr gespannt auf euren Höhlenbericht.
Viel Spaß euch weiterhin
Bettina