Goyas Schlangen

Prado gratis

Egal ob Prado, Reina Sofia oder Thyssen-Bornemisza – wer in Madrid beim Museumsbesuch nicht arm werden will, der muss Geduld haben und Schlange stehen. Tee trinken hilft auch. Zusätzlich.

Im Prado mit seinen, je nach Quelle, 3000 bis 5700 Gemälden alter Meister, zahlt ein Erwachsener 15 Euro Eintritt für die Dauerausstellung, Sonderausstellungen haben Sonderpreise.

Die -vermeintlichen- Prado Highlights

Aber: Jeden Abend zwischen 18 und 20 Uhr ist der Eintritt in den Prado frei. Und das bedeutet, so ab viertel vor sechs bildet sich eine Schlange von Bildersüchtigen vor dem Haupteingang des Prado. Bald führt sie um die Ecke, an der Längsseite des gut 200 Meter langen Gebäudes entlang. Aber nicht einfach so, sondern in Schlangenlinien, um die buchsgesäumten Staudenrabatten herum. Mal wartet man im Schatten grosser Platanen, mal in der prallen Sommersonne. Warteschlangenprofis haben ein Buch und eine Wasserflasche im Rucksack. Museumsmitarbeiterinnen in weißer Bluse und uraltem Walkie-Talkie in der Hand achten genau darauf, dass die Warteschlange den richtigen Weg nimmt und dass keiner sich vordrängelt.
Darauf achten auch die Wartenden selbst. Wenn nur die Jüngste einer spanischen Familie sich anstellt und kurz vor dem ersehnten Ziel per Smartphone den Rest der Familie herbeiruft, dann ist das noch ok.
Wenn eine zigköpfige chinesische Reisegruppe ähnliches macht, dann wird das Gemeckere der anderen sehr laut, vor allem das der anderen Touristen. Aber welcher Chinese versteht schon deutsche Beleidigungen ? Goldbeschwerte russische Damen versuchen gerne, an der Schlange sich vorbeizuschlängeln, aber auch sie scheitern am Zerberus in der braunen Uniform eines privaten Sicherheitsdienstes, der direkt vor dem Eingang steht.
Wenn die Sonne zu sehr brennt, dann bietet man sich schon mal einen Schluck Wasser oder den Fächer an. Der ist sowieso unverzichtbares Requisit im heißen Madrider Sommer. Auch von Männern gern benutzt.

Kurz nach sechs kommt Bewegung in die Schlange. Denn nun wird der Sonderschalter geöffnet für den kostenlosen Eintritt geöffnet, wo jeder sein Ticket in die Hand gedrückt bekommt. (Man will ja schließlich genaue Besucherzahlen am Jahresende veröffentlichen. 2016 waren es 3.033.754. Knapp halb so viel wie der Louvre).
Im Nu verteilen sich die Massen in den riesigen Gebäuden. Allein der Haupttrakt hat vier Stockwerke. Klar, vor den Highlights wie Velasquez‘ Meninas, Rubens‘ Drei Grazien, Goyas Nackter und Bekleideter Maja oder El Grecos Anbetung der Hirten( zugegeben eine sehr willkürliche Aufzählung, aber es sind tatsächlich tausende Meisterwerke von 1200 bis 1850 zu sehen), vor den Highligts also, da ballen sich schon die Bildergucker. Aber die Bilder im nächsten Saal sind nicht weniger sehenswert.
Wir waren sieben Mal im Prado. Sieben mal knapp zwei Stunden. Ich habe mich auf Goyas Werke konzentriert. Habe alle 144 gesehen. Aber auch viele andere. Bin immer noch ganz entusiasmado – dieses spanische Wort gefällt mir, auch weil es so schön lautmalerisch ist. Nach jedem Besuch hatte ich ein anderes Lieblingsbild, von Goya selbstverständlich.

Nach zwei Stunden im Prado

Andere große Museen in Madrid haben ähnliche Vergünstigungen. Mal ist am Sonntag Nachmittag der Eintritt frei. Mal Donnerstag Abend. Alle Museen bieten eine Palette von Vergünstigungen an. Rentner zahlen meist weniger bis nichts. Ebenso junge Leute bis 25. Ermäßigungen gibts für Kinderreiche,Arbeitslose,Rollstuhlfahrer …. Es wäre vermutlich einfacher,generell freien Eintritt zu gewähren. Aber das ist wohl zu sozialistisch für die konservative Regierung.

Für Madridbesucher deshalb der Tipp,sich vorher schlau zu machen.

An der Schlange vorbei kommt man nur, wenn man direkt (und nur) in die Sonderausstellung will:

 

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